Balance Pads für Pferde: Verspannungen lösen & Gleichgewicht schulen

Mehr Balance, Körperwahrnehmung, Koordination und Gelassenheit – durch einfaches Stehen. Das können Balance Pads beim Pferd erreichen. Wie, das erfährst du in diesem Artikel.

Nahaufnahme von zwei Hufen, die auf zwei Balancepads stehen

Schon seit langer Zeit in der Humantherapie eingesetzt, haben seit geraumer Zeit Balance Pads auch die Pferdewelt erreicht. Balance Pads sind im Grunde Balancekissen aus Schaumstoff, die in Form eines Vierecks oder Ovals erhältlich sind. Je nach Härtegrad und Hersteller unterscheiden sie sich preislich, sind aber alle ähnlich effektiv.

Balance Pads: Sinnvolles Pferdetraining im Stehen

Die Balance Pads rufen einen instabilen Untergrund hervor, auf dem sich das Pferd ständig ausbalancieren muss. Es ist ähnlich dem Laufen auf unterschiedlichen Untergründen, die für die Trittsicherheit eines Pferdes essentiell sind. Durch die Instabilität des Untergrunds wird das propriozeptive System des Pferdes angesprochen, das für die Tiefensensibilität, die Eigen- und Tiefenwahrnehmung zuständig ist.

Die Propriozeptoren liegen im gesamten Körper verteilt – in den Muskeln, Gelenken, Sehnen und Bändern – und sind Nervenzellen, die dem Gehirn und Nervensystem Informationen zur Körperstellung und -bewegung übermitteln. Läuft oder steht das Pferd auf unterschiedlich weichen und harten Untergründen, muss das Pferd immer wieder nach seinem Gleichgewicht suchen, wodurch diese Rezeptoren stimuliert werden. In der Folge erhält das Pferd ein besseres Körperbewusstsein, auch über die Teile seines Körpers, die in seinem Bewusstsein eher im Hintergrund existieren, beispielsweise seine Hinterhand. Mit einer verbesserten Körperwahrnehmung gelingt es dem Pferd auch, seinen Körper bewusster einzusetzen, ihn besser zu koordinieren.

Wenn man in der Reitausbildung des Pferdes nicht vorankommt und es seine Hinterhand nicht aktiv unter den Schwerpunkt führt, können Balance Pads eine sinnvolle Ergänzung im Training sein. Das Stehen auf Balancekissen kann eine aktive Hinterhand mit verbessertem Schwung und aufgewölbtem Rücken fördern.

Pferd steht mit einem Hinterbein auf einem Balance Pad

Neben der Hinterhand zielt das Trainieren mit Balance Pads vor allem auf die Tiefenmuskulatur entlang der Wirbelsäule ab. Diese Muskulatur kann nicht direkt angesprochen. Stattdessen reagiert sie reflektorisch, das heisst sie reagiert dann, wenn man sie braucht und nicht, wenn man sie bewusst anspannen will. Ein beispielhafter Fall ist ein Ausfallschritt, bei dem das Pferd die Tiefenmuskulatur instinktiv einsetzt, um nicht zu stürzen.

Bringt die Instabilität der Balance Pads das Pferd nun aus dem Gleichgewicht, muss es diese Tiefenmuskulatur an- und abspannen. Untrainierte Pferde schwanken daher die ersten Male auf Balance Pads stark hin und her.

Dieses unbewusste An- und Abspannen der Muskulatur kann auch ein Lösen (leichter) muskulärer Verspannungen hervorrufen. Starke Blockaden müssen selbstverständlich durch einen Pferdetherapeuten mittels Massagen und geschulter Griffe gelöst werden. Dennoch kann das Pferd durch Balancekissen leichte Verspannungen selbst lösen. Pferdebesitzer beobachten dann, wie sich ihr Pferd sichtlich entspannt und befreiend gähnt, kaut und schleckt.

Bei akuten Entzündungen, Arthrose, Operationen oder Sehnenschäden, sind Balance Pads nicht ohne die Erlaubnis des Tierarztes anzuwenden.

Alle diese Vorteile, die den Einsatz von Balance Pads im Pferdetraining mit sich bringen, sind ebenfalls für das Training unter dem Sattel von Vorteil: Junge Pferde lernen sich besser auszugleichen, Reitpferde werden lockerer und stabiler zugleich, gerade gerichtet und bauen Muskeln korrekt auf. Sie gewinnen an Trittsicherheit für sowohl Seitengänge als auch das Gelände und sind geistig ausgeglichener.

Die Vorteile von Balance Pads beim Pferd im Überblick:

Vorteil 1: Schulung des Gleichgewichtssinns

Vorteil 2: Verbesserung des Körpergefühls

Vorteil 3: Stärkeres Bewusstsein für die Hinterhand

Vorteil 4: Aktivere Hinterhand mit mehr Schwung und Trittsicherheit

Vorteil 5: Mobilisierung und Stärkung des Rumpfs

Vorteil 6: Lösen leichter muskulärer Verspannungen

Vorteil 7: Geistige Ausgeglichenheit

Trainingsaufbau mit Balance Pads

1. Langsam starten

Unterschätze die Intensität des Gleichgewichtstrainings für Pferde nicht. Insbesondere, wenn das Pferd damit noch gar nicht vertraut ist, ist weniger mehr! Vor allem ein untrainiertes Pferd wird anfangs auf den Balance Pads stark hin und her schwanken. Wichtig ist, dass das Pferd vor dem Steigen auf die Pads mit ein paar Schrittrunden aufgewärmt wird.

Kennt das Pferd Balance Pads noch nicht, beginne mit einem einzelnen Pad. Streiche am Pferdebein herunter und hebe es auf. Stelle es dann vorsichtig auf das Pad. Manche Pferde sind noch unsicher und legen nur die Hufzehe ab. Sei geduldig und gib dem Pferd Zeit, sich an das neue Gefühl zu gewöhnen. Früher oder später wird es den Huf komplett absetzen und Gewicht darauf bringen. Behalte im Hinterkopf, dass selbst ein einzelnes Pad den kompletten Pferdekörper beansprucht. Beobachte dein Pferd genau auf Unbehagen. Will es partout nicht auf dem Pad stehen bleiben, können auch stärkere Blockaden dahinterstecken, die von einem Fachmann gelöst werden müssen.

Pferd steht mit einem Vorderbein auf einem Balance Pad

2. Lass das Pferd sich selbst trainieren

Ja, richtig: Das Pferd trainiert sich selbst. Das Pferd wird schnell merken, dass es nicht nur anstrengend, sondern auch entspannend sein kann, auf einem Balance Pad zu stehen. Lass es so lange auf dem Pad stehen, wie es das möchte. Das können bei „Anfängerpferden“ nur wenige Sekunden sein. Das ist in Ordnung. Sie müssen ihren Körper selbst kennenlernen. Ausserdem kann ein erweitertes Körperbewusstsein anfangs auch überfordernd sein. Lass dein Pferd also lieber weniger als zu viel machen und beende die Einheit, wenn das Pferd selbst einen Schlussstrich ziehen möchte.

Übrigens: Lässt du dem Pferd den Freiraum zur Freiwilligkeit, kann das die Beziehung zwischen euch stärken. Ähnlich ist es beim Clickertraining fürs Medical Training.

3. Langsam die Dauer erhöhen

Das Pferd sollte das Prinzip und die Vorteile der Balance Pads für sich verstanden haben. Es hat sich an das neuartige Gefühl unter seinen Hufen gewöhnt. Nun ist es Zeit, weitere Pads hinzuzunehmen. Nimm nach und nach ein Pad hinzu, bis alle vier Hufe jeweils auf einem Balance Pad stehen.

Mit der Zeit wird das Pferd auch die Dauer auf dem Balance Pad von selbst erhöhen. Beobachte dabei immer den Gesichtsausdruck des Pferdes, wie entspannt oder angespannt es ist. Sollte es dies aus körperlicher Anstrengung nicht freiwillig tun, hat aber sonst keine Beschwerden, kannst du es immer wieder ermutigen und ausgiebig loben, wenn es darauf steht.

Aber Vorsicht: Übertreibe es mit dem Lob nicht. Leckerlis sollten besonders am Anfang im Training mit Balance Pads nicht gegeben werden. Einerseits können die Leckerlis zu Stress führen, weil das Pferd es auf die Leckereien abgesehen hat. Andererseits liegt der Fokus des Pferdes auf dem Futterlob und nicht mehr auf seiner Körperwahrnehmung. Es neigt dann dazu, über seine körperlichen Befindlichkeiten hinwegzusehen – also das genaue Gegenteil von dem, was die Balance Pads erreichen wollen.

Ein weiterer Tipp: Solltest du bislang noch nicht mit dem Clickertraining begonnen haben, möchtest aber starten, dann führe es nicht mit den Balance Pads sein, sondern suche dir eine andere Aufgabe. Das Pferd soll ich im Bezug auf die Balance Pads ausschliesslich auf seine Eigenwahrnehmung konzentrieren.

4. Balance Pads next level

Versucht euch in verschiedenen Konstellationen: Stelle zum Beispiel beide Vorderhufe auf Pads, die Hinterhufe bleiben auf dem Boden oder umgekehrt. Oder stelle das laterale oder das diagonale Beinpaar auf Pads.

Steht das Pferd stabil, kannst du auch beginnen, einen Huf anzuheben, während es auf den Pads steht. Oder locke seinen Kopf mit einem Leckerli in verschiedene Kopf-Hals-Positionen, durch die es sich erneut austarieren muss.

Jede Konstellation wirkt sich unterschiedlich auf Körper und Geist des Pferdes aus. Die Körperwahrnehmung und Balance wird dadurch noch einmal um einiges intensiver trainiert.

Ist das Pferd mit dem Futterlob und Clickertraining vertraut und steht es stabil auf den Balance Pads, kannst du ihm auch das Crunchen (Anheben des Brustkorbs) oder stehende Wippen beibringen, um die Rumpfmuskulatur noch einmal zusätzlich anzuspannen.

Fazit: Balance Pads sind mehr als ein Hype

Balance Pads bringen unglaublich viele Vorteile für dein Pferd mit sich, dass sie weitaus mehr sind als ein Hype. Sie lassen sich vielfältig einsetzen und bringen Variation in die Bodenarbeit. Sie können im Trainingsplan als „Active Rest Day“ für sinnvolle Abwechslung sorgen, weshalb sie für alle Pferde ideal geeignet sind.

Auch nach Verletzungen oder nach/während längerer Boxenruhe sind Balance Pads ein wertvolles Hilfsmittel. Besonders in der Boxenruhe können die Propriozeptoren aufgrund mangelnder Reize einschlafen. Mithilfe der Balancekissen kann die Körperwahrnehmung alter, junger, kranker Pferde weiterhin aufrecht erhalten werden. Kläre aber vorher mit deinem Tierarzt ab, ob bei deinem Boxenruhe-Pferd das Balancetraining angebracht ist.

Wir empfehlen das Balancetraining mit Pads nicht öfter als 1-2x pro Woche auf den Plan zu nehmen, da es für das Pferd sehr anstrengend ist. Lege zwischendurch auch immer wieder Schrittpausen ein.

Balance Pads für Hunde

Selbstverständlich sind Balance Pads auch hervorragend für Hunde geeignet. So kann nicht nur ihr Gleichgewichtssinn geschult, sondern auch ihre Muskeln aufgebaut werden. Balancekissen für Hunde sind in der Regel weicher als Balance Pads für Pferde und mit Luft gefüllt. Ihre Noppenoberfläche schenkt dem Hund ausreichend Halt und aktiviert zusätzlich die Sensorik des Hundes. Selbstverständlich kannst du aber Schaumstoffpads für deinen Hund kaufen, wie du es in unserem Onlineshop finden kannst.