Mein Pferd zittert: Ist es schlimm, wenn mein Pferd friert?

Kälte macht Pferden grundsätzlich erst einmal nichts aus. Der Wohlfühlbereich für (Warmblut-)Pferde liegt sogar, im Gegensatz zum Menschen, im unteren Temperaturbereich zwischen 5°C und 15°C. Um sich selbst vor Kälte zu schützen und den Wärmeverlust nach aussen so gering wie möglich zu halten, ziehen sich die hautnahen Blutgefässe des Pferdes zusammen. So wird die Wärme im Körperinneren gehalten, um die Organe vor Kälte zu schützen. Weiterhin kann das Pferd um sich herum eine Isolationsschicht aus Luft aufbauen, indem es seine Fellhaare aufstellt. Diese Fähigkeit ist für die Thermoregulation besonders wichtig, wird aber durch das Auflegen einer Decke behindert.

Warmblüter im Schnee

In unserem Artikel „Eindecken, Umdecken & Co.“ gehen wir noch ausführlicher auf die Funktionsweise der Thermoregulation und die Sinnhaftigkeit des Eindeckens in Herbst und Winter ein.

Dennoch darf man nicht alle Pferde über einen Kamm scheren: Jedes Pferd ist anders und hat durch Alter, Fellstand, Gesundheitszustand, Haltung und Aufzucht unterschiedliche Empfindungen bei Kälte.

Wenn dein Pferd friert, solltest du zeitnah handeln. Ein zitterndes Pferd verliert viel Energie, um seine Körperkerntemperatur zu halten und je nach Gesundheitszustand kann es damit anfälliger für Infektionen werden.

Anzeichen dafür, dass dein Pferd friert:

  • Piloerektion: Durch das Aufrichten der Haare, baut das Pferd um sich herum eine Isolationsschicht aus Luft auf, womit es die Kälte ab- und die Wärme am Körper behält. Dies ist ein ganz natürlicher, unterbewusster Vorgang. Stehen dem Pferd über mehrere Tage die Haare zu Berge, sollte man die Energiezufuhr schnellstmöglich erhöhen, bevor es zu zittern beginnt.
  • Kältezittern: Beginnen die Schulter- und Hinterhandmuskulatur zu zittern, versucht das Pferd dadurch Wärme zu erzeugen. Mit 10 bis 20 Muskelkontraktionen pro Sekunde kann das Pferd seine Wärmeproduktion um das Fünffache anheben. Was zuerst wie eine hervorragende Problemlösung erscheint, hat seine Schattenseite: Durch das Zittern verbraucht das Pferd mehr Energie, die ihm wiederum zum Erhalt seiner Kerntemperatur fehlt. Zittert dein Pferd, musst du schnellstmöglich die Energiezufuhr am besten in Form von gutem Heu anheben.
  • Kalte Ohren und Flanke: Sind die Pferdeohren nicht nur an den Spitzen, sondern auch in Kopfnähe kalt, ist die Körpertemperatur des Pferdes bereits zu weit gesunken. Selbiges gilt für die Flanken.
  • Eingeklemmter Schweif
  • Angespannter oder aufgewölbter Rücken (Buckel)
  • Verspannte bis harte Muskulatur
  • Verhaltensänderung: Gesenkter Kopf, Hinterhand gegen Wind und Wetter gerichtet, unruhig umherlaufen oder apathisch und antriebslos, gesteigerter Appetit

Ab welchen Temperaturen frieren Pferde wirklich?

Grundsätzlich kann ein gesundes Pferd selbst Temperaturen unter dem Gefrierpunkt problemlos vertragen, während kranke, alte oder geschorene Pferde bereits bei +5°C bibbern. Dennoch sehen wir von Pauschalwerten ab, denn die Thermoregulation ist ein komplexer Prozess, der von weitaus mehr als von der Temperatur beeinflusst wird: Alter des Pferdes, Rasse, Gesundheitszustand, Haarkleidqualität, Wetterverhältnisse, Fütterung und Haltung.

Neben der Temperatur haben noch andere Faktoren Einfluss auf das Kälteempfinden von Pferden:

  • Luftfeuchtigkeit: Je feuchter die Luft, desto kälter fühlt sie sich an. Auch bei Dauerregen müssen Pferde mehr Energie aufwenden, um sich warmzuhalten. Pferde vertragen trockene, knackige Kälte besser als nasse Kälte, denn die Feuchtigkeit im Fell setzt seine Isolationsfunktion herab.
  • Grösse des Pferdes: Tatsächlich hat die Grösse und der Körperbau des Pferdes Einfluss auf das Kälteempfinden. Je grösser, graziler das Pferd ist, desto schneller kühlt es aus und beginnt zu frieren; es hat mehr Körperfläche, über die es Wärme verlieren kann. Kleine, stämmige Pferde hingegen haben mehr Körpermasse, in der sie die Wärme halten können und frieren daher später. Meist gehören kleine, stämmige Pferde zu den Robustrassen, deren Ursprung ohnehin in kalten Regionen liegt und sie daher „die Kälte im Blut haben“.
  • Alte und chronisch kranke Pferde: Für diese Pferde gelten Sonderregeln, wenn es ums Frieren geht. Alte und chronisch kranke Pferde haben eine herabgesetzte Stoffwechselfunktion; ihre Thermoregulation läuft deswegen nicht mehr ganz so rund. Alte Pferde oder Pferde mit Muskelproblemen begrüssen daher bereits bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt eine Decke als Kälteschutz.

Jeder Pferdebesitzer muss sein Pferd beobachten und kennenlernen und dann selbst entscheiden, bei welchen Temperaturen sein Pferd friert und Unterstützung braucht.

Was man bei einem frierenden Pferd tun sollte

Hast du erkannt, dass sich dein Pferd bei den Temperatur- und Wetterverhältnissen unwohl fühlt, kannst du bereits mit kleinen Veränderungen für mehr Wohlbefinden sorgen:

  • Wind- und regengeschützter Unterstand: Pustet der Wind unter das Fell oder tropft der kalte Regen zwischen die Haare, ist ein Unterstand wichtig. Ist keine Unterstellmöglichkeit vorhanden, ist eine nicht wärmende, wind- und wasserdichte Pferdedecke (50 g) ein guter Kompromiss.
  • Futtermenge erhöhen: Über die Verdauung produziert das Pferd Körperwärme, weshalb bei einem zitternden Pferd in erster Linie die Raufuttermenge erhöht werden sollte. Auch ein warmes Mash kann dem Pferd für den Moment guttun. Bedenke jedoch, dass die Mashmenge zu gering ist, um einen wärmenden Effekt von innen zu erzeugen.
  • Bewegung: Wie beim Menschen gilt auch für Pferde, dass Bewegung wärmt, das Blut in Wallung und die Körperkerntemperatur nach oben bringt. Die Rede ist nicht von schweisstreibender Arbeit, sondern von moderater, kontinuierlicher Bewegung wie auf dem Auslauf mit Artgenossen, auf ausgedehnten Spaziergängen, moderater Longenarbeit und Bodenarbeit.
  • Sauberes Plüschfell: Damit die Piloerektion funktioniert und das Pferd sein Fell aufstellen kann, entferne Schweiss und Schlamm aus den Haaren mit dem richtigen Putzzeug.
  • Immunsystem stärken: Die Zufütterung von Vitaminen hilft zwar nicht direkt gegen Frieren, kann aber grundsätzlich in der nasskalten Zeit in Betracht gezogen werden. Mithilfe von Vitamin C und Antioxidantien kann sich das Pferd besser gegen Erreger zur Wehr setzen. Hierfür helfen verschiedene Kräuter und Zusatzfutter für eine starke Abwehr. Lies hierzu auch unseren Ratgeber, wie du das Immunsystem deines Pferdes stärken kannst.
Pferd galoppiert durch den tiefen Schnee

Zeigt das Pferd auch nach allen ergriffenen Massnahmen weiterhin Anzeichen von Kälte, solltest du zwingend den Tierarzt informieren! Miss ausserdem die Temperatur, die beim Pferd nicht unter 37°C fallen sollte.

Welche Pferdedecke ist die richtige, wenn mein Pferd friert?

Allgemein ist eine nicht wärmende Pferdedecke als „wandelnder Witterungsschutz“ sinnvoll, wenn kein Unterstand vorhanden ist. Als nicht wärmende Pferdedecke zählen Regendecken ohne Füllung oder Pferdedecken mit 50 g Füllungen, wobei wir eine 50 g Füllung empfehlen. Bei einer Regendecke ohne Füllung ist das Pferd zwar vor Nässe geschützt, es kann sich aber kein Luftpolster aufbauen: Die Haare stellen sich nicht auf und die Körperwärme kann nicht aufgefangen werden. In einer 50 g Decke ist das Luftpolster sozusagen inklusive.

Weiterhin kann ein Highneck einen zusätzlichen Kälte- und Regenschutz bieten, vor allem bei Starkregen oder geschorenen Pferden sinnvoll. Achte beim Kauf einer Pferdedecke dann auch darauf, dass die Nähte getapted und damit wasserdicht sind.

Unser Tipp: Outdoordecke mit Layer System Fadeah gegen frierende Pferde

Damit du keine fünf Decken kaufen musst: Mit dem ausgeklügelten Layer System unserer Outdoordecke Fadeah hast du mehrere Füllungen in einer Decke. Der empfindliche Rückenbereich ist dicker gefüttert als an den Seiten und schützt damit die Muskulatur vor dem Auskühlen. Da die Fütterung zu den Seiten abnimmt, wird dem Pferd unter der Decke nicht unnötig warm.

Die Outdoordecke mit Layer System Fadeah gibt es in zwei Stärken – für jedes Empfinden des Pferdes bei jeder Witterung: